Das Geheimnis vom Vergessen
Ich kann mich noch genau erinnern – an die Geschichte, die mir erzählt wurde, als ich klein war. Vergessen habe ich jedoch, wo das kleine Land Dvergachtal liegt. Das Land, in dem die Zwerge glücklich sind, das Land, in dem die Drachen wohnen und ein kleines Rätsel das ganze Land auf den Kopf stellte …..
Es war ein berauschend schönes Land, denn es war überaus grün, dicht und in den buntesten Farben bewachsen. Es war voll der wunderbarsten Blumen, der merkwürdigsten Tiere und natürlich voller Zwerge.
Wie es sich für ein ordentliches Zwergenvolk gehörte, wurden sie von einem König regiert, der – und das ist alte Zwergensitte – stets den gleichen Namen trug. Damals herrschte Eselarich der 237. über Dvergachtal und an seiner Seite Königin Eseline.
Noch nie hatten die Zwerge Dvergachtal verlassen und das Land der Menschen betreten. Das störte die Zwerge nicht im Geringsten, sie wollten gar nirgends anders hin und überhaupt hatten sie davon gehört, dass es im Land der Menschen nicht mal Drachen gab. Und das war unverzeihlich. Drachen waren heilig, sie bringen dem Land Glück, sie sind ausgesprochen weise, manchmal auch ein bisschen verrückt, in jedem Falle aber unverzichtbar.
Die Zwerge waren sehr fleißig. Sie bauten vielerlei Gemüse und Getreide an, züchteten wunderbar duftende Blumen und behüteten sorgfältig ihre Wollmilchmäuseherden, was gar nicht so einfach war, denn Wollmilchmäuse sind sehr einfallsreich und ziemlich frech. Langweilig war den Zwergen selten, denn oft erfanden sie neue Spiele, kreierten die tollsten Kuchen und Torten oder freuten sich darüber im Grase zu liegen und den Schmetterlingen beim Fangen zuzusehen. Sie waren überhaupt ein talentiertes Volk und es gab viele Künstler unter ihnen. Eines aber hatten sie alle gemein: Keiner von ihnen konnte sich viel merken und sie alle waren schrecklich vergesslich.
Doch es störte sie nicht. Sie genossen jeden Augenblick und liebten es, das zu tun, worauf sie gerade Lust hatten. Es gab zum Beispiel im ganzen Land keine Häuser, nur Schlösser. Die Architekten hatten soviel Freude am Entwerfen von Schlössern, wie die Erbauer am Verzieren der Bauten. Ein jeder Zwerg wohnte in seinem eigenen, kleinen Zwergenschloss und keines von ihnen glich dem anderen. Es ist wahrlich ein Glück, dass keiner weiß, wo Dvergachtal liegt. Denn sicher würden alle dorthin laufen und versuchen, die schönen Schlösser und andere Dinge zu stehlen.
Eines Tages jedoch geschah es, dass ein noch junger Zwerg namens Throann Spielefreund gerade dabei war ein neues Spiel zu erfinden, als er – ja als er glaubte, dieses Spiel schon einmal gesehen zu haben. Das fand er ziemlich blöd, denn natürlich wollte er der erste sein, der so etwas Feines erfand. „So ein dreimal verflixter Zwergenbartbrösel“ fluchte er, „ich bin mir ganz sicher, dass ich schon mal jemand mit so einem Ding habe springen sehen“. Throann hatte nämlich soeben das Springseil erfunden. „Und wenn ich’s mir recht überlege“, so schimpfte er weiter, „dann hatte ich schon manchmal das Gefühl, das ein oder andere doch schon zu kennen. So machte sich Throann Spielefreund daran, täglich am Abend aufzuschreiben, was er tagsüber erfunden hatte. Als er nach einer Woche darin las, stellte er fest, dass er so manches zwei- oder sogar dreimal erfunden hatte und erzählte dies seinem Nachbarn. Sein Nachbar, der große Dichter Bevar Silberwort, wollte es nicht glauben, begann nun aber auch, seine alten Gedichte hervorzukramen und mit seinen neuesten zu vergleichen. Und siehe da, auch er hatte einige seiner Gedichte bereits zum zweiten oder dritten Male geschrieben. „Das werden wir dem König erzählen. Das ist doch wirklich komisch“ meinten beide und schrieben sich alles lieber auf, damit sie es nicht vergessen konnten.
Beim nächsten großen Fest (die Zwerge feiern gern und oft) trug die Beiden ihre Beobachtungen dem König vor: ….“und deshalb, oh weiser Eselarich“ sagten sie „vermuten wir, das wir Zwerge viel vergessen. Wie sonst kann es sein, dass sich zum Beispiel keiner von Euch an die alten Sagen erinnern kann und niemand von uns allen heute sicher weiß, was er gestern getan hat?
„Meine Lieben, es ist gut, dass ihr zu mir kommt“ sagte Eselarich der 237ste und wusste auch keine Antwort. Und da auch alle anderen nur betroffen schwiegen und ihn gespannt anblickten, versprach er „Ich werde also die Drachen besuchen, denn dies ist bestimmt von großer Wichtigkeit. Ein Fall für den König persönlich. Ich werde bald zurück sein.“ Es war ihm ziemlich peinlich, dass er keine Ahnung hatte, was er nun tun sollte. Die Drachen, dachte er, werden mir sicher helfen können und er machte sich sogleich einen großen Zettel damit er es nicht wieder vergaß. Den Zettel hängte er an die Tür seines Schlosses. Die Zwerge vertrauten ihrem König und so grübelte auch keiner weiter herum sondern alle feierten noch lange und ausgelassen.
Als Eselarich am nächsten Morgen aufstehen und im Schlafanzug spazieren gehen wollte (was er grundsätzlich tat und liebte), erinnerte der Zettel ihn an sein Vorhaben. Und da er ein gewissenhafter König war, machte er sich – ausgestattet mit einer kräftigen Mahlzeit, die ihm Königin Eseline mitgab – auf den Weg zum Drachenhorst. Eselarich wusste nicht so recht, was ihn bei den Drachen erwartete. Er besuchte sie nur selten, wann immer er eben einen Rat brauchte und das kam nicht oft vor. Immer aber schienen sie bereits zu wissen, dass er käme. Was nicht heißen sollte, dass sie sich jedes Mal freuten. Drachen konnten wirklich äußerst launisch sein und Eselarich war ein wenig mulmig zu Mute. „Aber was soll’s“ dachte er „ich muss schließlich wissen, ob Spielefreund und Silberwort recht haben .…“
So schritt er weiter, bis er einige Zeit später den Drachenhorst in der Ferne erblickte. Hoch oben lag dieser, umgeben von spitzen Felsen und dornigen Flechten, und kein ungebetener Gast konnte ihn ungesehen erreichen. Der Zwergenkönig wurde schon bald von einem Drachen begrüßt, der ihm mit einigen mächtigen Flügelschlägen entgegenflog. Er befahl dem König aufzusteigen und nachdem Eselarich sich zur Begrüßung verbeugt hatte, tat er wie ihm befohlen. Im Drachenhorst wiederholte er seine Verbeugung in alle Richtungen und setzt sich dann auf den Boden. Er hatte gelernt zu warten, bis einer der Drachen als erstes sprach. Das hatten sie nämlich am liebsten so.
„Nun König der Zwerge, was führt Euch zu uns?“ knarrzte Dragobert, der älteste der Drachen mit so rostiger Stimme, dass Eselarich ihm am liebsten einen Becher Salatöl gereicht hätte.
„Tja, es ist nicht so einfach, tatsächlich scheinen wir Zwerge alles zu vergessen, jedenfalls muss es so sein, denn wir wissen meist nicht mehr, was wir gestern getan haben. Vielleicht wäre alles gar nicht so schlimm, wenn wir wüssten, ob dem so ist, denn es könnte ja einerseits sein, dass wir alles vergessen und deshalb natürlich auch nicht wissen warum, andererseits aber könnte es auch sein, dass wir noch gar nie viel gewusst haben und das wäre schlimm. Aber so können wir gar nicht herausfinden, ob wir wirklich alles vergessen, und sollte das der Fall sein, dann bräuchten wir auch gar nix wissen, denn es würde uns ja nicht weiterhelfen….“erklärte der König etwas durcheinander und hoffte, dass die Drachen ihn nicht für verrückt hielten.
„Das ist ein ernsthaftes Problem – vielleicht aber auch nicht – wer weiß das schon?“ bemerkte Dragobert und machte den König noch verwirrter. „Es ist eher eine Frage der Sichtweise. Vergessen kann etwas sehr Angenehmes sein. Was also können wir für Euch tun, Eselarich König der Zwerge?“ „Nun, ich möchte die Wahrheit wissen“, sprach Eselarich, „wir Zwerge sollten wissen, ob wir alles vergessen und ob es einen Grund dafür gibt. Vielleicht hat uns ja jemand verzaubert?“ „Hhmmmh, hmmmh….“ brummte der alte Drache „ bist Du Dir sicher? Wer will schon immer die Wahrheit wissen?…….Aber nun gut: Es gibt einen Grund und ich wäre ein schlechter Drache würde ich Euch diesen verraten. Es ist ein Geheimnis, ein Rätsel, welches ihr selber lösen müsst, denn ihr selbst habt euch entschieden zu vergessen und so seid ihr die einzigen, die das auch wieder ändern können. „Warum sollten wir so etwas tun“ fragte Eselarich erstaunt. Die Drachen kicherten, was bei einem Drachen ungefähr so klingt, als ob kleine Eisenkugeln in einer Blechbüchse hin und her rollen. „Wie das wohl klingt, wenn sie wütend sind?“ dachte der König. Dragobert schnaubte wie zur Antwort und ein kleines Rauchwölkchen stob aus seinen Nasenlöchern. „Ich will Dir einen Hinweis geben. Beobachtet euch selbst und das, was euch Freude macht. Es gibt jemanden… oder etwas…, das nicht lügen kann. Sein Ratschlag ist der richtige“.
Wieder kicherten die Drachen und Amethystra, die schönste der Drachendamen, nickte übereinstimmend mit ihrem wunderbar lilafarbenem Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendetwas davon verstehe “ dachte der König, aber er wusste, er würde von den Drachen kein Sterbenswörtchen mehr erfahren. Mit Dragoberts Worten machte er sich also auf den Heimweg. Über das steilste Stück des Weges half ihm wieder ein Drache hinweg, während Eselarich unablässig die Worte von Dragobert vor sich hinmurmelte damit auch keines verloren ginge. Am Abend, als er sein Schloss endlich wieder erreichte, schrieb er alles auf und verwahrte das Papier sorgsam in seiner königlichen Schatulle.
Noch am gleichen Abend beriet sich der König mit seiner Gemahlin, deren Klugheit er außerordentlich schätzte. „Ich weiß nicht so recht, was ich meinem Volk sagen soll, Eseline. Ich habe selbst keine Antwort auf unsere Fragen“ klagte der König. Eseline, die sich nur allzu ungern den Kopf zerbrach, riet ihm sich doch einfach helfen zu lassen. Wozu habe er schließlich ein ganzes Volk zur Verfügung? Bestimmt nicht, um alles alleine zu machen „Sende Boten über das ganze Land und verteile Aufgaben. Viele Köpfe haben mehr Ideen als einer. Und kluge Köpfe haben wir allemal“. „Du bist ein Held, Eseline“ sagte der König und küsste seine Gemahlin so überschwänglich, dass sich zwei dicke rote Flecken auf ihren Backen abzeichneten. Gesagt, getan.
Eselarich der 237. rief zur großen zwergischen Ratsversammlung, was schon lange nicht mehr passiert war. Überall hin wurden Boten gesandt, ein jeder mit unzähligen Briefen bewaffnet auf denen das Datum der Versammlung in riesigen Lettern geschrieben stand damit es keiner vergessen konnte. Ein jeder Zwergenstamm sollte mindestens zwei Vertreter zur Versammlung schicken und es gab – Zwerg sei Dank – ganz fürchterlich viele Stämme. Tagelang wurde im königlichen Schloss gekocht und gebacken, denn hungrig bleiben sollte an einem so wichtigen Tag kein einziger Zwergenmagen.
An besagtem Tage waren so viele Zwerge gekommen, dass der Thronsaal zum Bersten gefüllt war. Alle waren sie da: Die stämmigen Zwerge aus den hohen Bergdörfern, die Zwerge aus dem Lande der Seen, die wilden Reiterzwerge, die berühmt für ihre Waghalsigkeit waren und noch viele mehr. Die Familien trugen so wundersame Namen wie „die Wutwigs“, die „Steinklopper“, die „Kohlenfinger“, die „Weißbarts“ oder auch die „Rotmützschläfer“. Bevor die Versammlung begann, wurde erstmal ausgiebig gegessen und getrunken, denn mit leerem Bauch – so wussten die Zwerge – mag sich auch der Kopf nicht anstrengen. So hatten alle Gelegenheit ihre Verwandten und Freunde zu begrüßen.
Als die Zwerge satt waren und ruhiger wurden, berichtete Eselarich der 237ste von seinem Besuch bei den Drachen: „Nun haben wir Gewissheit über unsere eigene Vergesslichkeit. Was aber sollen wir damit anfangen? Ist das nun schlimm für unser Volk, oder von uns gewünscht und wollten wir gar verzaubert werden? Wir werden die Antwort selber finden müssen, denn die Drachen schweigen. Auch scheinen wir uns diesen Unsinn selber eingebrockt zu haben. So jedenfalls habe ich das verstanden. So lasst uns alle zusammen helfen und des Rätsels Lösung finden. „Es lautet: Beobachtet euch selbst und das, was euch Freude macht. Es gibt jemanden… oder etwas…, das nicht lügen kann. Sein Ratschlag ist der richtige“. Was also schlagt Ihr vor?“. Ein Durcheinander aufgeregter Stimmen erfüllte den Thronsaal. „Wir müssen denjenigen finden, der noch nie gelogen hat…..das gibt’s ja gar nicht, jeder lügt… wir fragen die Kräuterhexen… wir entwerfen lauter Gedächtnisübungen… lasst uns einen Rat gründen….So und ähnlich lauteten die wilden Rufe der Zwerge. Nach einigem Hin und Her erhob der König erneut die Hand. „Ihr Lieben“ sprach er „ wir haben nun so viele Ratschläge gehört. Es ist an der Zeit zu entscheiden. Folgendes werden wir tun: Weißbart und Grauline, die ältesten im Saale werden einen ‚Rat der Weisen’ gründen. Dieser wird zwei Monde lang tagen und uns dann die Meinung der Weisen vortragen. Währenddessen wird Aylin, denn sie ist die schnellste Reiterin von uns allen, das Land bereisen auf der Suche nach dem, der niemals lügt. Sie soll sich überall die schnellsten und besten Wollmilchmäuse nehmen können. Natürlich erhält jeder seine Mäuse wieder zurück. Wutwig und Rotmützenschläfer der Jüngere sind die ältesten Magier unter uns. Sie werden das Land durchsuchen nach Anzeichen fremder Mächte. In spätestens zwei Monden werden wir uns wieder versammeln und – so Zwerg will – auch Antworten haben“. „Hoch lebe Eselarich, unser König“ riefen die Zwerge und machten sich bereits eilfertig auf den Weg, während die Schreiber des Hofes die Beschlüsse des Königs auf große Tontafeln übertrugen. Und so geschah es…
In den nächsten Wochen war das Land wie ausgewechselt. Kaum einen Zwerg sah man müßig im Grase liegen, niemand lag mehr lächelnd in der Sonne, keine Familie verspeiste ihr Picknick mehr auf den grünen Wiesen. Nein, überall im Lande wurde eifrig diskutiert. Vor lauter Denken vergaßen die Zwerge manchmal sogar das Essen. Es war als läge ein ständiges Brummen und Summen in der Luft.
Währenddessen ritt Aylin von einem Dort zum nächsten, immer auf der Suche nach dem einen Zwerg, der oder die noch nie gelogen hatte. Doch die Gespräche verliefen fast immer gleich. Unzählige Landstriche hatte sie bereits durchquert, als sie das Dorf Flechtwartburg erreichte. Dicht an den Grenzen von Dvergachtal gelegen lebten nur wenige Zwerge, doch das Dorf war berühmt für seine Flechtkunst.
Auch Meister Drombüttl lebte hier, ein wortkarger Zwerg, der die schönsten Körbe und Taschen wob, die man sich nur vorstellen konnte. Aylin wurde von den Dorfbewohnern zum Meister geschickt, denn alle waren der Meinung, ein Zwerg, der so wenig sprach, könne unmöglich jemals gelogen haben. Meister Drombüttl lebte ein wenig abseits, in einem gemütlichen kleinen Schlösschen, dessen Umgebung gefüllt war mit Weiden und Binsen. „Meister Drombüttl“ begrüßte Aylin den Korbflechter, „Ihr habt sicherlich schon Kunde erhalten von meinem Auftrag. Der König schickt mich den Einzigen zu finden, der noch nie gelogen hat“. Meister Drombüttl nickte. „Nun…“ begann Aylin von neuem „man sagte mir, es könne sich um Euch handeln…?“ Der Zwerg schien zu überlegen, sagte jedoch nichts. „Ist das wahr, habt Ihr noch nie gelogen?“ fragte Aylin. „Es tut mir leid, Euch enttäuschen zu müssen“, sprach der Meister nun „aber auch ich habe schon gelogen. Es wird niemanden geben, der zumindest nicht schon einmal ein bisschen geflunkert hat. Vielleicht auch nur, um eine Erzählung noch lustiger oder farbiger zu machen. Es tut mir leid, Ihr seid umsonst so weit gereist“.
Das war sicherlich die längste Rede, die Meister Drombüttl in seinem ganzen Leben gesprochen hatte. Aylin aber musste ihm in Gedanken recht geben. Sie wusste auch, wie sehr die Zwerge lustige Geschichten liebten und natürlich war es oft notwendig diese durch eine paar kleine Erfindungen oder Übertreibungen zu würzen.
Traurig dankte sie dem Meister, der sie hinausgeleitete und ihr half die beiden Wollmilchmäuse wieder reisefertig zu machen. Während des Gesprächs hatten sich die Wollmilchmäuse über die Binsen hergemacht, einen fertigen Korb angeknabbert, sich ihr Reitgeschirr gegenseitig aufgemacht, ein Häufchen mitten auf die Wiese gemacht und sich ihre dichte Wolle gekämmt, die nun überall verstreut herumlag. Aylin musste beiden Mäusen erneut ihr Geschirr anlegen. Dabei machten sich die Mäuse ganz dick, indem sie viel Luft einatmeten, so dass ihre Bäuche kugelrund wurden. Meister Drombüttl musste die Mäuse heftig kitzeln. Weil sie so lachen mussten, bliesen sie die ganze Luft wieder hinaus. So gelang es den Beiden mit vereinten Kräften, dass Aylin nach einiger Zeit wieder aufbrechen konnte. Sie versprach dem Meister neue Binsen zu schicken und machte sich auf den langen Weg nach Hause, in deren Verlauf sie noch einige Dörfer würde besuchen müssen.
Auch Wutwig und Rotmützenschläfer der Jüngere hatten es nicht leicht. Sie waren so unterschiedlich wie ihre Namen. So aufbrausend wie der eine war, so harmonieliebend und verschlafen war der andere. Wutwig entdeckte fast überall Anzeigen von Magie. Je näher er sich mit den Dingen befasste, umso mehr Einflüsse schienen auf ihn niederzuprasseln. Er nahm sie wahr in den zahlreichen Steinfiguren, glaubte sie in den Zwergenschlössern zu bemerken, sah es auf Bildern, in Kleidungsstücke eingewebt und sogar in der freien Natur in Büschen, Blumen und Bäumen. Das ganze Reich erschien ihm plötzlich verzaubert und von Magie durchdrungen.
Während Wutwig aufgerecht über seine Entdeckungen von einem Ort zum anderen lief, schlenderte Rotmützenschläfer der Jüngere gemütlich hinterdrein und konnte sich hin und wieder ein herzhaftes Lachen oder ein bewunderndes „Ahh“ und „Ohh“ nicht verkneifen.
Natürlich fingen die Beiden bald an zu streiten: „Wie kannst du in einer so ernsten Angelegenheit lachen? Das ganze Land scheint verzaubert und du hast nichts Besseres zu tun als dich zu amüsieren? Du solltest Sorge tragen den Zauber zu lösen, damit unser Leid ein Ende hat“.
„Welches Leid?“ fragte Rotmützenschläfer der Jüngere, „ich leide ja gar nicht, wenn ich mir all diese schönen Dinge anschaue. Mir gefallen sie und – ganz ehrlich – sie mögen verzaubert sein, aber böse können sie gar nicht sein, sonst wären sie nicht so schön und ich würde mich nicht so wohl fühlen“.
Wutwig wurde so wütend, dass er Rotmützenschläfer den Jüngeren am liebsten in eine Wollmilchmaus verwandelt hätte. Dass er es gar nicht konnte sagte er natürlich nicht, aber damit zu drohen könnte eine feine Sache sein. Doch da Rotmützenschläfer der Jüngere sich häufig ins Gras legte um ein kleines Nickerchen zu halten (die besten Ideen kamen ihm nämlich immer beim Schlafen) wäre es auch ziemlich gemein gewesen, ihn so hinterrücks zu überfallen.
Während also das ungleiche Paar suchend durch die Landschaft streifte, schien auch der Rat der Weisen nicht recht weiter zu kommen. Nicht dass sie faul gewesen wären. Die Weisen tagten jeden Tag mehrere Stunden und alle dachten so angestrengt nach, dass es bald niemanden im Rate mehr gab, der keine Kopfschmerzen hatte. Das war ein echtes Problem, denn wer kann schon richtig nachdenken, wenn ihm der Kopf weh tut? So zerbrachen sich bald darauf die kräuterkundigen Zwerge den Kopf, was für ein Mittel denn bei so angestrengtem Denken helfen könnte. Aber so viel sie auch dachten und ausprobierten, nichts schien dem Leiden ein Ende zu bereiten. Das alles hatte nun zur Folge, dass bald auch die Kräuterzwerge vom vielen Kopfzerbrechen Kopfschmerzen bekamen. So machten es sich die besten Köche des Landes zur Aufgabe, den Weisen wie auch den Kräuterzwergen das Leben mit den schönsten Leckerbissen zu versüßen, um das Kopfweh zu vertreiben. Sie zauberten immer wieder neue Gerichte, bis auch ihnen die Ideen ausgingen und sie sich angestrengt Gedanken über neue Rezepte machten. Natürlich blieb das nicht ohne Folgen. Bald darauf litten auch die Köche unter heftigen Kopfschmerzen, und so ging es immer fort …
Eselarich und seine Frau Eseline sahen dem Treiben besorgt zu. Eine Lösung des Rätsels war immer noch nicht gefunden. Stattdessen rannten die Bewohner von Dwergachtal mit kalten Tüchern um den Kopf herum, klagten viel und schienen allesamt unzufrieden. „Man möchte meinen“ sagte Eselarich zu seiner Frau „wir seien in einem anderen Land. Nichts ist, wie es war. Wo sind meine fröhlichen Untertanen? Dieser Spuk muss ein Ende haben“. Und er verordnete sich und Eseline sogleich ein „Bad im Grünen“.
Solange die Beiden denken konnten, gehörte dies zu ihren besonderen Vergnügungen. Bei einem solchen Bade muss man splitterfasernackt über die Wiese hopsen, mit verbunden Augen den Duft der Blumen einatmen, rückwärts auf einem Bein in den nahen Teich springen und sich nach einer Runde Schwimmen schließlich im Grase von der warmen Sonne trocknen lassen. Dann kommen einem die besten Ideen. Als der König und seine Frau, müde vom vielen hopsen, riechen, springen und schwimmen endlich auf der Wiese lagen, waren sie so erschöpft, dass sie einschliefen. Eselarich träumte von einem grauen Zwergenreich, in dem niemand mehr lachte. Die Zwerge schlichen nachdenklich umher und weil denken etwas Ernstes ist wollte keiner mehr lachen. Selbst die Kinder waren den ganzen Tag mit Lernen und Schreiben und Denken beschäftigt und das einst so fröhliche, bunte Reich wurde jeden Tag etwas grauer. Der König begann heftig im Traum zu frieren. Und so war er richtig froh, als Eseline ihn aus dem Schlaf rüttelte „Eselarich, komm, die Sonne geht gleich unter. Lass uns nach Hause gehen“.
So packten Sie ihre Gewänder, kleideten sich schnell an und liefen zurück ins Schloss. Auch im Schloss war es kalt, denn der Haushofmeister hatte vor lauter Denken vergessen, den Kamin zu befeuern. „Jetzt ist es wirklich genug“ sagte Eseline „es wird Zeit, dass wir uns um diese Angelegenheit selbst kümmern“. Sie lief zwei Decken holen, heizte den Kamin ein und bald kuschelten sich die Zwei vor dem Feuer in die großen Ohrensessel.
„Weißt Du, was ich so an Dir liebe?“ fragte Eseline. Eselarich zuckte die Schulter und begann zu raten: „Meine klugen Augen? Nein? Vielleicht meinen kleinen dicken Bauch? Auch nicht? Vielleicht meinen grauen Zwergenbart? Eseline, ich habe keine Ahnung, …“ „Ich liebe Dich, weil Du in all der Zeit immer Sinn hattest für die schönen Dinge des Lebens. Du hast für Spaß und Freude in meinem Leben gesorgt. Und bei allen Pflichten hattest Du immer das Wohlergehen aller und jedes einzelnen im Kopf. Ich glaube, das liegt daran, weil Du alle Zwerge liebst“ sprach Eseline. Der König lächelte „Du hast recht, meine Liebe. Das tue ich wirklich und ich musste mich niemals anstrengen. Mein Herz wusste immer, was ich will. Es hat mich noch niemals belogen….. ………
„Beim großen Zwergenbart, Eseline. Du bist schon wieder ein Held! Genau das ist es…. Das Herz… … Was haben wir nicht alles angestellt, doch auf die einfachste der Antworten sind wir nicht gekommen“. Wäre Eselarich stärker gewesen, so hätte er seine Frau ganz bestimmt vor Freude in die Luft geworfen. So musste er sich mit einer Umarmung begnügen, die aber so fest war, dass die Königin beinahe keine Luft mehr bekam. Und zum ersten Mal seit Wochen geschah es wieder, dass der König und seine Königin lächelnd und voller Zuversicht schlafen gingen.
Am nächsten Tag wurde dem König die Rückkehr von Aylin gemeldet, die niedergedrückt vor Eselarichs Thron stand um zu berichten: „Mein König, ich komme unverrichteter Dinge zurück. Niemanden konnte ich finden, der nicht schon irgendwann einmal in seinem Zwergenleben gelogen hat. Das ganze Reich habe ich durchkämmt, doch stehe ich nun mit leeren Händen vor Dir. Ich habe versagt“.
„Das hast Du nicht, liebe Aylin“ sprach Eselarich begütigend und fügte hinzu: „Morgen rundet sich der Mond zum zweiten Male seit unserer großen Versammlung. Es ist der Tag, an dem wir alle wieder zusammenkommen werden und glaube mir, entweder hat keiner versagt oder wir alle“. Mit diesen geheimnisvollen Worten entschwand der König und wurde für den Rest des Tages nicht mehr gesehen.
Eselarich besuchte die große königliche Bibliothek, die er schon viele, viele Jahre nicht mehr betreten hatte. Inmitten der steinernen Halle lag ein großes Buch aufgeschlagen auf dem Lesepult, in kostbares Leder gebunden und voller Verzierungen. Der Zwergenkönig vertiefte sich darin und las viele Stunden angestrengt und voller Spannung. Er las über die Geschichte Dvergachtals, über seine Verwandlung, über die vielen schlechten Dinge, die im Lande geschehen waren, darüber, dass die Zwerge immer mehr Reichtum wollten und einzelne Zwerge immer mehr Macht. Das ging schließlich so weit, dass einige Zwerge versuchten, einen Drachen zu töten. Denn das Blut eines Drachen, so sagten die Zwerge damals, würde sie unsterblich machen. Als der angegriffene Drache kurz davor war, das gesamte Land Dvergachtal auszulöschen, begriffen sie, was sie getan hatten und sie entschieden, einfach wieder gemütlicher zu leben. „Zeit und Spaß sollen unsere größten Reichtümer werden“ sagten sie sich und zwangen sich, mehr auf ihr Herz zu hören und weniger auf ihren Kopf. Natürlich dauerte es eine ganze Weile, bis die Zwerge all das Schlechte vergessen und sich auf das konzentrieren konnten, was jedem von ihnen am meisten Spaß machte. Doch langsam aber allmählich wurde ein neues Zwergenland geboren. „Ein Zwergenland, in dem Reichtum und Macht einzelner und Bosheit keinen Platz mehr haben sollte“. So stand es in dem Buch geschrieben.
Der König machte sich eifrig Notizen und schrieb eine lange Rede, die er seinen Untertanen am nächsten Morgen halten wollte. Es wurde beinahe schon hell, als er endlich fertig war.
Früh an diesem Morgen machten sich die Zwergenstämme auf dem Weg zum königlichen Schloss. Einige wenige sahen neugierig und zuversichtlich aus. Der Großteil aber von ihnen blickte mutlos drein und schleppte sich mehr dahin als dass sie gingen. Die letzten Wochen hatten sie alle viel an Lebensfreude eingebüßt und vom vielen Nachdenken waren sie still und traurig geworden.
Als alle endlich am Nachmittag versammelt waren, bot sich den Zwergen ein zauberhaftes Bild. Der königliche Garten erblühte unter einem bunten Gemisch an Blumen, Stoffen, Kerzen und allem, was sich zur Verschönerung der Tafel hatte finden lassen. Es sah wunderbar aus. Doch wo sonst Trubel, Lachen und Heiterkeit herrschte, lag eine schwere, stille Stimmung über dem Festmahl.
Soeben wollte der König seine Untertanen begrüßen, als ein immer lauter werdendes Rauschen die Luft erfüllte. „Seht nur „rief eine Stimme „die Drachen kommen.“ „Oh je oh je, ob das wohl ein gutes Zeichen ist?“ hörte man eine andere Stimme. Ein ängstliches Raunen ging durch den Saal. Schon waren die Drachen da und legten sich im nahen Park nieder. Natürlich war alles ein wenig eng für sie, aber sie beschwerten sich nicht. Eselarich freute sich sie zu sehen und war auch gar nicht überrascht, denn er hatte beinahe mit ihnen gerechnet.
„Ich begrüße Euch im Namen aller Zwerge. Wir sind geehrt Euch unsere Gäste zu nennen. Dürfen wir Euch ein Schlückchen Limonade anbieten?“ Der König wusste, dass die Drachen völlig verrückt waren nach Limonade und natürlich würde ein Schlückchen nicht ein Glas bedeuten, sondern mindestens drei oder mehr große Fässer. „Aber“, so dachte er „heute ist ein so schöner Tag, dass wir ihn gebührend feiern müssen“. „Holt die Fässer aus den königlichen Kellern und gießt sie in den großen Brunnen“. Und zu den Drachen gewandt „Leider haben wir keine geeigneten Gläser für Euch. Ich hoffe, es wird so gehen“. Dragobert, Amethystra und alle übrigen Drachen nickten huldvoll, sahen ausgesprochen zufrieden aus und machten es sich vor dem Wasserbecken bequem. Die Anwesenheit der Drachen gab den Zwergen nun doch etwas Mut und sie sahen ihren König erwartungsvoll an, als dieser die Stimme erhob:
„Meine lieben Zwerge, liebe Drachen. Wir haben uns hier versammelt in der Hoffnung der Lösung unseres Rätsels näher gekommen zu sein. Zwei Monde sind nun vergangen und wir möchten gerne hören, wie es den Weisen, wie es Aylin, Wutwig und Rotmützenschläfer dem Jüngeren ergangen ist“.
Weißbart, der älteste unter den Weisen erhob sich und sprach: „Lieber Eselarich, liebe Drachen, liebe Zwerge. Wir haben viele Wochen damit verbracht herauszufinden, warum und in welchem Maße wir vergesslich sind. Wir haben keine Mühen gescheut,….- wie man an unseren Kopfwickeln sehen kann, doch leider konnten wir die Lösung nicht finden“. Weißbart sah die Zwerge entschuldigend an. „Allerdings“ sprach er wieder „haben wir etwas Interessantes entdeckt, es stellte sich nämlich heraus, dass wir nicht in allem gleich vergesslich sind sondern am ehesten unangenehme Dinge vergessen. Was das zu bedeuten hat, wissen wir allerdings nicht“. Weißbart nickte dem König zu und setzte schnell sich wieder auf seine Bank.
Nun trat Aylin vor und erzählte von ihrer langen und erfolglosen Suche. Sie sah ganz unglücklich aus, als auch sie sich wieder setzte.
Die Zwerge seufzten enttäuscht, denn sie hatten große Hoffnung in die Suche der Weisen und in Aylins Reise gesetzt.
Jetzt waren Wutwig und Rotmützenschläfer der Jüngere an der Reihe: „Ganz viel Magie haben wir gefunden, alles ist voller Magie“ rief Wutwig, „die Schlösser, die Figuren, die Gärten, Bilder, Bäume und ach – überhaupt alles in Dvergachtal“.
„Verzaubert sind wir“ riefen die Zwerge „wir müssen den Bösewicht finden“. Ganz aufgeregt waren sie. „Haha“ lachte Rotmützenschläfer der Jüngere „den Zauberer möchte ich aber gerne kennen lernen. Mir hat alles so gut gefallen und wer imstande ist einen so schönen Zauber zu weben, der muss ein gutes Herz haben“. Und schon waren die Beiden wieder in einen Streit verwickelt, in den sich natürlich auch die anderen Zwerge einmischten. „Niemand darf in unser Land kommen und einfach etwas verzaubern. Man muss uns fragen… Das dürfen wir nicht dulden… Aber wenn es doch schön ist…“. So und ähnlich ging es minutenlang durcheinander. Schnell war ein richtiger Tumult im Gange, der die Zwerge in zwei Lager trennte. Und so laut wurde es, dass Eselarich nichts mehr sagen konnte, um die Streithähne zu übertönen. So schlich er sich zu den Drachen und flüsterte Dragobert etwas ins Ohr. Dragobert begann zu knurren und lies ein so furchterregendes Zischen hören, dass alle Zwerge augenblicklich verstummten. „Kindsköpfe“ knurrte Dragobert „seid still, Euer König hat mich Euch zu reden“.
Und der König sprach:
„Dieses unser Land hat gute und schlechte Zeiten gesehen. Wir alle haben viele, viele Jahre glücklich und zufrieden hier gelebt. Ich kann mich nicht entsinnen – ob ich nun vergesslich bin oder nicht – dass wir uns jemals bei einer Versammlung so gestritten hätten. Was ist passiert? Seit zwei Monden suchen wir nach einer Antwort und finden nichts Brauchbares. Die meisten von uns haben Kopfweh. Fast alle sind unzufrieden, gereizt und verärgert darüber, dass wir nicht weiterkommen. Unsere Arbeiten sind liegen geblieben, das, was wir stets mit Freude gemacht haben, tun wir nicht mehr. Wir haben überall hin gesehen nur nicht dahin, wohin Dragobert uns geraten hatte: In uns hinein. Grau ist Dvergachtal geworden, grau und freudlos“
Betroffen hörten die Zwerge zu. Sie schämten sich, denn augenblicklich wussten sie, dass Eselarich recht hatte. Die wenigsten Zwerge hatten in den letzten Wochen Spaß am Leben gehabt. Stattdessen waren sie zu Eigenbrötlern geworden und hatten häufig gestritten.
Der König sprach weiter: „Es gab schon mal eine Zeit wie diese. Sie war jedoch noch schlimmer. Ich habe lange darüber gelesen und alles für euch aufgeschrieben“. Bei diesen Worten fing Eselarich an seine Taschen zu durchsuchen. Immer hektischer wurde er, „wo ist er nur, ich habe ihn doch hierein getan“ murmelte er. „Ich, äh… der Zettel, er muss irgendwo sein“ beteuerte der König und wurde ein wenig rot… aber er konnte den Zettel einfach nicht finden. Es wurde ganz still unter den Zwergen und Eselarich wurde noch röter. „Nun ja“, sagte er schließlich, „ich glaube es ist gar nicht so wichtig. Ich glaube, ich habe einfach vergessen, wo ich ihn hingetan habe – den Zettel. Und ich finde eigentlich – oder sogar ziemlich sicher – wir sollten einfach mal wieder kräftig feiern, richtig lecker essen und ausgiebig Spaß haben, meine lieben Zwergenfreunde. Wen kümmert schon die Vergesslichkeit? Ich glaube, das war es auch, was auf dem Zettel stand…“
Als die Zwerge das hörten waren sie sehr erleichtert. Wenn schon der König alles vergaß und kein Problem damit hatte, so sollten seine Untertanen das doch erst recht dürfen, oder etwa nicht?
Die Drachen ließen ein zustimmendes Grollen hören, wobei so mancher Zwerg überzeugt war, dass es ein bisschen wie ein Lachen klang. Damit das nicht so auffiel, spieen sie noch ein wenig Feuer, denn ein Drache muss natürlich immer ein bisschen gefährlich aussehen.
„Lieber König“ raunte Amethystra „ich bin sicher, selbst ein Drache hätte nicht besser sprechen können als Ihr. Wir sind stolz, nicht wahr Dragobert?“ Dragobert nickte und entblößte beim Lächeln zwei Reihen riesiger spitzer Zähne. „Ja das sind wir, hoch lebe König Eselarich, der 237ste!“
„Hoch lebe der König“ riefen die Zwerge, in die nun langsam Leben kam. Sie sprangen von den Bänken und liefen zum König, warfen ihn in die Luft und ließen ihn immer wieder aufs Neue hochleben: „Hoch lebe der König, hoch lebe Eselarich, er lebe hoch, hoch, hoch…“.
„Nun ist es an der Zeit zu feiern. Aber ich möchte mich auch bedanken, denn ich hatte wunderbare Hilfe für dieses große Fest: Meine Frau Eseline.“ „Hoch lebe Eseline“ riefen die Zwerge und Eseline war schrecklich stolz. Vor allem auf ihren großen König Eselarich, der seinem Namen heute alle Ehre gemacht hatte.
Denn jeder Esel weiß natürlich, dass nur die Dinge wirklich gut werden, die man gerne macht. Und genau das haben die Zwerge seitdem wieder getan.
Es war das schönste und längste Fest, das Dvergachtal je erlebt hatte. Vielleicht waren die Zwerge seitdem ein ganz klein bisschen weniger vergesslich.